Mein Heimatort Oppenheim liegt inmitten von Weinbergen. Jetzt im Herbst ist gerade Weinlesezeit und die Blätter der Reben färben sich in den herrlichsten Rottönen. Zusammen mit Helga Dahlem vom Weingut Dr. Dahlem in Oppenheim, habe ich, bei einem leckeren Glas Wein, zusammen gesessen und sie hat mir von einem T-Shirt erzählt, dass sie aus den USA mitgebracht hat. Dieses T-Shirt war mit Rotwein gefärbt.
„Rotwein….“, dachte ich so vor mich hin. Rotwein …. färben… Wolle! Ganz klare Gedankenkette. Sofort habe ich all meine Bücher übers Färben mit Pflanzenfarben durchsucht und auch das Internet, habe aber dazu nichts hilfreiches gefunden. Rotwein macht herrliche, widerstandsfähige Flecken, wieso also nicht mit Rotwein färben. Ganz klar: Das ist zu teuer und ein Winzer möchte doch lieber leckeren Wein aus seinen Trauben machen.

Und da kam mir die Idee: Nicht mit Rotwein zu Färben, sondern mit Trester. Trester nennt man die Reste der Trauben, nachdem sie für den Wein ausgepresst wurden. Trester ist eigentlich Abfall, die Winzer verwenden ihn meist als Dünger in den Weinbergen. Trester haben wir hier wo ich wohne also mehr als genug. Jedoch nur im Herbst zur Weinlese, genau dann, wenn Ihr hier den herrlichen „Roten Rauscher“ und den leckeren „Federweißen mit Zwiebelkuchen“ genießt.

Helga brachte mir sofort ein paar Liter roten Most von Regenttrauben, die sie gerade gepresst hatten und einen Eimer mit Trester der selben Trauben. Regent wurde dieses Jahr als erstes geerntet und ist eine Rebensorte, die nicht gespritzt werden muss. Also, ich muss gestehen, in meiner Werkstatt roch es sofort wie in einem Weinkeller! Hicks, ich war schon vom Färben leicht angesäuselt, ja, ja, der Alkohol verkocht doch. Der „Rote Rauscher“ war sehr lecker, trotzdem habe ich ihn zum Färben genommen. Dann kam der Trester dran. Das Färben mit Pflanzenteilen ist sehr viel langwieriger als das Färben mit Säurereaktivfarben, denn sowohl die Färbeküppe wie auch das Garn wollen gut vorbereitet sein, bevor sie sich treffen. Und die Bestandteile des Tresters müssen ja hinterher auch wieder aus dem Garn heraus.

- Kontaktfärbung mit Trester:
Dirketfärbung mit Most:
Ich war sehr überrascht, was für herrliche Farbnuancen mit der Most-/ Tresterfärbung möglich sind. Die Regenttrauben sowie die Merlottrauben haben da ihren ganz eigenen Reiz. Die Rotweintresterfärbung ist etwas ganz einzigartiges. Alle Nuancen passen harmonisch zusammen.
Gefärbt habe ich mein Rotweingarn auf der BFL01, 100% Wolle der Bluefaced Leicester Schafe, superwash, Lauflänge 400m /100g, Handwäsche 30°C, liegend trocknen. Dieses tolle Rotweingarn könnt Ihr hier bei Wollsinn bestellen. Und den passenden Wein gibt beim Weingut Dr. Dahlem in Oppenheim.
Das Garn gibt es nur in sehr begrenzter Menge. Nächstes Jahr jedoch kann ich Euch deutlich mehr davon anbieten… jedoch erst zur Weinlese! Versprochen!
Frau Wollsinn,
welch eine geniale Idee! Die blaugraue Färbung ist mein Favorit. Leider ist nur noch 1 Strang da. Ich werde mich bis zur nächsten Weinlese mit einem Roten trösten müssen.
Aber man könnte die Wartezeit etwas verkürzen, wenn Sie einen Färbeversuch mit Holunderbeeren starten würden, die schon Ende August reif sind.
Liebe Grüße
bis zum nächsten Wollfest in Oppenheim
Waltraud
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