Ein Blick hinter die Kulissen – Fachmesse Handarbeit & Hobby in Köln

Im letzten Beitrag habe ich Euch über das berichtet, was bei einer solchen Fachmesse immer das Vordergründige ist: Die Garne und die Modelle. Für mich standen natürlich die Isager-Garne und die neuen Modelle ganz oben! Sie stehen im Vordergrund, die Trends für den nächsten Winter, die nächste Saison. Was bei einer Fachmesse nicht im Vordergrund steht ist der Aufwand, der notwendig ist um an solch einer Messe überhaupt teilzunehmen. Und zwar sowohl als Aussteller, aber auch als Besucher. Um die Worte mal wörtlich zu nehmen: Der Aussteller stellt also aus und der Besucher sucht. So sind die Aufgaben klar verteilt. Fangen wir mit dem Besucher an – ich sollte eigentlich der Besucherin sagen, da es fast nur Frauen sind. Die klassische Besucherin ist die Inhaberin eines Wollgeschäftes. Sie tritt meist in Gesellschaft einer Freundin/guten Kundin/Maratonstrickerin auf, selten jedoch in Begleitung eines Mannes. Gemeinsam sind sie nun auf der Suche — aber halt: Bevor sie die Suche beginnen, haben sie erst einmal dafür gesorgt, dass zu Hause Mann und Kinder versorgt sind, der Laden von einer Mitarbeiterin betreut wird, sie haben im Vorfeld schon überlegt welche Hersteller sie unbedingt aufsuchen müssen, sie haben vom Wintergeschäft Geld zurückgelegt um wenigstens mit etwas gutem Gewissen die Garne für die nächste Saison ordern zu können, sie haben sich Gedanken gemacht mit welchen Garnen sie ihr Angebot erweitern wollen, sie sind unendlich früh aufgestanden, haben im Boardrestaurant des Zuges einen überteuerten Kaffee getrunken, der sicherlich nicht der letzte dieses Ausflugs war, schon auf dem Hinweg gestrickt ohne dabei einzuschlafen, um nun in Köln die Messe zu erobern. Anfangs noch mit viel Elan beginnen sie die Reihen der Messestände systematisch abzuarbeiten. Sie machen den einen oder anderen Termin, entdecken viele Neuheiten und auch viel Altbekanntes. Begeistern sich bei jenen Modellen und entgeistern sich über die Irrwege des Geschmacks anderer. Sie streicheln zarte Fasern, verziehen das Gesicht bei kratzbürstiger Robustheit und sind so richtig in ihrem Element. Die Wangen glühen, es ist Zeit für den nächsten Kaffee. Sie versuchen trotz der Begeisterung nicht in Kaufrausch zu geraten, werden jedoch von Hindernissen wie Mindestbestellmengen, Mindesterstauftragshöhen etc. sehr schnell wieder gebremst. Etwas irritiert schauen sie auf die vertriebsorientierten Herren in Anzug und Krawatte, von denen sie denken, dass die wohl noch nie eine Stricknadel in der Hand gehalten haben. Sie arbeiten sich tapfer durch das Angebot, ignorieren schmerzende Füße, erspähen bekannte Gesichter und schaffen es unerkannt ungeliebte Konkurrentinnen zu umschiffen. Spätestens um die Mittagszeit hat der Elan etwas nachgelassen. Nun begeben Sie sich, um dem Trubel der Glitzergarne und Modenschauen zu entfliehend, nach einem weiteren Kaffee zum….ISAGER Stand! Und nun passiert die Wandlung. Sie atmen auf, fühlen sich wohl, haben plötzlich Zeit und Muße sich die ausgestellt Modelle ganz in Ruhe anzusehen. Warten fast schon geduldig bis sie endlich das Ansichtsexemplar des neuen Buches ansehen dürfen und blättern dann ehrfurchtsvoll die Seiten um. Sie stehen vor der unglaublichen Farbauswahl, sie lassen sich die Kombinationsmöglichkeiten der Garne und die Konstruktion der Schnitte erläutern. Sie kaufen das Buch. Sie ordern Garn. Setzen sich einen Moment, genießen es mit Gabi Böcher, der langjährigen deutschen Isager-Repräsentantin zu sprechen. Und sie genießen es auch mal mit anderen zu sprechen, die ebenfalls den harten Kampf an der Front der Handarbeitseinzelhandelsgeschäfte kämpfen. Ich scherze nicht. Das Stricken ist zwar im Aufschwung, aber noch ist jede Kundin hart erkämpft. Der Kampf im Online-Handel steht dem in nichts nach. Der Schulterschluss mit Gleichgesinnten tut da gut. Erfahrungsaustausch. Ermutigung. Inspiration. Das haben sie auf dem Isager-Stand gefunden. Inmitten des Trubels und der Messe-Hektik. Sie konnten die Frauen kennenlernen, die wirklich selbst all das gestrickt haben. Sie konnten mit der reden, die all das plante und koordinierte. Sie konnte sich beraten lassen mit welchen Garnen man am besten anfängt und welche man später hinzunehmen kann. Ob mit der Hand oder der Strickmaschine, sind unzählige Stunden Maschen an Maschen gereiht worden, um alle Ausstellungstücke rechtzeitig fertig zu haben. Die Modelle dann noch wundervoll zu dekorieren, so, dass der Stand der stilvollen Leichtigkeit entspricht, viel zeigt, aber auch Raum lässt für eigene Ideen, das ist in der Kürze der Messevorbereitungszeit schon ein Kunststück. Die Damen vom Wollgeschäft haben für dieses Jahr die Messe geschafft. Das schnell noch von der Designerin signierte Buch unter dem Arm, fast schon als Pfand dafür, dass es ein gutes Jahr werden wird, fahren sie heim. Von dem unglaublichen Kraftaufwand, den eine solche Fachmesse bedeutet, haben sie hoffentlich wenig gemerkt. Kaum sind sie gegangen, wird schon der Teppich in den Gängen aufgerollt. Die Ausstellungstücke abgehängt und Dekorateure und Monteure zerlegen das, was 3 Tage lang im Fokus der Besucher stand, in Windeseile in seine Einzelteile. Was dann folgt ist wesentlich profaner, doch genauso zeitintensiv: Alles zu Hause wieder auspacken, Messenachbereitung. Aufträge in die richtigen Kanäle lenken. Nachfassen, nachfassen und nochmal nachfassen. Neue Handelspartner umsichtig betreuen und mit einem Kaffee in der Hand, die nächste Messe planen. Was dafür notwendig ist, welch unglaublicher Kraftaufwand eine Messe ist, wurde mir auch erst im Nachhinein klar. Von außen sieht man es nicht.

2 Gedanken zu “Ein Blick hinter die Kulissen – Fachmesse Handarbeit & Hobby in Köln

  1. Liebe Claudia,
    ich kann es dir sofort nachfühlen, ein sehr anschaulicher Bericht. Habe gerade gelesen, dass du auch eine der Sponsorinnen für das Raveler Treffen im September in Backnang bist. Das braucht auch so seine Vorbereitungszeit, oder?

    Ich organisiere gerade ganz viel, damit mein Blogbericht nicht die Überschrift „Kreuzlahm in Backnang“ tragen wird. Freue mich schon sehr darauf, dich kennenzulernen, Astrid hat mich auf dich und dein Geschäft und deine Ideen gebracht. Hier scheint es sympathische Übereinstimmungen zu geben :o)
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  2. Oh, ja ….aber erst steht mal unser Wollfest an im Juni. Ankündigung dazu kommt schon bald hier im Blog…. Aber Du hast recht, ich müsste eigentlich schon wieder mit den Vorbereitungen beginnen.

    Liebe Grüße

    Claudia

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